Ford beschleunigt Restrukturierung in Europa

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25. Oktober 2012 · Ford

Die Ford Motor Company gibt heute weitere Einzelheiten dazu bekannt, wie das Unternehmen in Europa profitables Wachstum erzielen will. Der Schwerpunkt hierbei ist eine beispiellose Produktoffensive, verbunden mit einer Stärkung der Marke und einer verbesserten Kosteffizienz.

Im September kündigte Ford die Markteinführung verschiedener Modelle aus dem globalen Produktportfolio des Unternehmens in Europa an, mit dem Ziel, Möglichkeiten für Wachstum im Segment großer Pkw, SUV und Nutzfahrzeuge zu generieren. Insgesamt wird Ford in den nächsten fünf Jahren 15 neue Modelle für Europa präsentieren.

Heute folgen weitere Details zur Restrukturierung des Unternehmens in Europa und den Maßnahmen, die Ford zur Verbesserung der Kosteneffizienz plant. Diese sehen unter anderem die Schließung von drei europäischen Fertigungseinrichtungen, eine neue Standortstrategie für die Produktion wichtiger Modelle zugunsten einer höheren Fertigungseffizienz, deutliche Verbesserungen bei der Auslastung der Werke sowie den Abbau von Personal vor. Die geplanten Maßnahmen würden die aktuellen Fertigungskapazitäten von Ford in Europa (ausgenommen Russland) um 18 Prozent bzw. 355.000 Einheiten verringern. Als Folge würden sich Bruttoeinsparungen von jährlich 450 bis 500 Millionen US-Dollar ergeben.

Im kommenden Jahr ist zunächst die Schließung von zwei Werken in Großbritannien geplant. Betroffen sind das Fahrzeugwerk in Southampton sowie das Presswerk / Werkzeugbau in Dagenham. Darüber hinaus plant Ford, die Produktion im belgischen Werk Genk Ende 2014 einzustellen. Die endgültige Entscheidung darüber erfolgt nach Abschluss des Konsultationsprozesses mit den Arbeitnehmervertretern. Zusammen beschäftigen die drei Standorte in Großbritannien etwa 5.700 Lohn- und Gehaltsempfänger.

"Gestützt auf die 'ONE Ford'-Strategie, die bereits maßgeblich zur Gesundung unseres Unternehmens in Nordamerika beigetragen hat, begegnen wir der Krise in Europa mit einem nochmals deutlicheren Schwerpunkt auf neue Produkte, eine stärkere Marke und höhere Kosteneffizienz", erklärte Alan Mulally, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Ford Motor Company. "Wir sind uns bewusst, welche Auswirkungen unsere Pläne für viele Beschäftigte und deren Familien hier in Europa haben werden. Wir werden im Rahmen dieser notwendigen Restrukturierung eng mit allen Beteiligten zusammenarbeiten."

Beschleunigte Produkteinführungen

Im vergangenen Monat gab Ford Einzelheiten einer umfassenden Produktoffensive in Europa bekannt, die dank der globalen "ONE Ford"-Strategie von Modellen aus dem weltweiten Produktportfolio profitieren wird. Sie umfasst unter anderem:

  • Die Einführung 15 neuer Modelle aus dem weltweiten "ONE Ford"-Produktportfolio in den nächsten fünf Jahren
  • den neuen Ford Fiesta; er debütiert im Januar 2013 in Deutschland mit einem komplett neuen Design, einer Fülle neuer Technologien und gleich sieben Antrieben, die weniger als 100 g/km CO2 erzeugen; im gleichen Jahr folgt der Ford Fiesta ST als sportliches Topmodell der Baureihe
  • den neuen Ford Mondeo zeichnet sich durch ein aufsehenerregendes Design, Materialien und Verarbeitungsqualität auf Oberklasse-Niveau sowie intelligente Technologien aus. Der neue Mondeo wird mit dem mehrfach ausgezeichneten 1,0-Liter-Ford EcoBoost-Motor sowie mit Allradantrieb verfügbar sein; bei Bestätigung der Pläne für das Werk Genk erfolgt die Markteinführung voraussichtlich Ende 2014.
  • Ausbau des Modellangebots für den weiterhin stark wachsenden europäischen SUV-Markt. Noch in diesem Jahr debütiert der komplett neue Ford Kuga, innerhalb der kommenden 18 Monate folgt der Ford EcoSport als kompaktes SUV-Fahrzeug. Als Nächstes steht der Ford Edge auf dem Programm, ein weltweit sehr erfolgreiches Premiumangebot aus dem Crossover-Segment.
  • eine komplette Erneuerung der Palette an leichten Nutzfahrzeugen in den kommenden beiden Jahren. Dies betrifft die Baureihen Ford Transit Connect, Ford Tourneo Connect, Ford Transit Custom, Ford Tourneo Custom, Ford Transit sowie den Ford Transit Courier.
  • die kommende Generation des legendären Ford Mustang, die auch in Europa angeboten wird.
  • eine beschleunigte Markteinführung innovativer Technologien wie die Ford EcoBoost-Motoren, das Multimedia-Konnektivitätssystem Ford SYNC, Gurtairbags für die Passagiere auf dem Rücksitz, Ford MyKey und weitere fortschrittliche Fahrer-Assistenzsysteme.

"Der europäische Markt bietet Potenzial für profitables Wachstum, wenn wir die Entwicklung neuer Produkte beschleunigen und Kosten und Überkapazitäten entschieden entgegenwirken", betonte Stephen Odell, Vorstandsvorsitzender und CEO Ford Europa. "Trotz der derzeit herrschenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beschleunigen wir die Markteinführung neuer Modelle und setzen die Vorteile unserer erfolgreichen Produktstrategie 'ONE Ford' konsequent in die Praxis um."

Stärkung der Marke Ford

Auf Grundlage dieser Modelloffensive will das Unternehmen die Marke Ford in Europa deutlich stärken und dabei erstklassige Verarbeitungsqualität, Kraftstoffeffizienz, Fahrzeugsicherheit, innovative Technologien und ein erstklassiges Preis-Leistungsverhältnis als ihre Kerneigenschaften herausstellen. Maßnahmen umfassen:

  • Die Investition in innovative, integrierte Marketingkonzepte zur Unterstützung neuer Modelle, Technologien und der Marke im Allgemeinen
  • Vermehrte Investitionen in begeisternde Produkte, die Privat-und Gewerbekunden gleichermaßen ansprechen und zur Positionierung der Marke beitragen
  • Die beschleunigte Entwicklung neuer Produkte, um Wachstumschancen wie etwa im Segment der großen Automobile, SUV und Nutzfahrzeuge zu nutzen
  • Neue Modelle zur Optimierung des Absatzmixes und Ausbau des Privat- und Gewerbekundengeschäfts 
  • Die Optimierung von Ausstattungsprogrammen
  • Die Stärkung der Händler-Rentabilität und eine Verbesserung des Kauf- und Service-Erlebnisses für Kunden; strategischer Abbau von Lagerbeständen bei den Händlern, von dem Ford ebenso profitieren wird wie Händler und Kunden
  • Aggressive Wachstumsstrategie für die europäischen Wachstumsmärkte wie zum Beispiel Russland und die Türkei

Kosteneffizienz

Mit den in dieser Woche verkündeten Maßnahmen reagiert Ford auf die Produktionsüberkapazitäten, die als Folge des Nachfragerückgangs von mehr als 20 Prozent in ganz Westeuropa seit 2007 entstanden sind. Der Neuwagenabsatz in der Region hat im laufenden Jahr den niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre erreicht und wird aller Voraussicht nach auch 2013 auf diesem Niveau bleiben oder sogar noch weiter sinken. Die Planung von Ford zugunsten einer verbesserten Auslastung der europäischen Werke sieht folgende Maßnahmen vor:

  • Im Zuge der geplanten Schließung des Werks Genk und der Beendigung der dortigen Fahrzeugproduktion bis Ende 2014 hat Ford intensive Informations- und Konsultationsprozesse mit den Arbeitnehmervertretern in Genk aufgenommen. Im Falle einer Bestätigung der Pläne könnte die Fertigung der nächsten Generation der Baureihen Ford Mondeo, Ford S-MAX und Ford Galaxy in das Fahrzeugwerk von Ford im spanischen Valencia verlagert werden. 
  • Vorbehaltlich weiterer Prüfungen könnten demnach die Modelle Ford C-MAX und Ford Grand C-MAX ab 2014 statt in Valencia im Ford-Werk Saarlouis produziert werden.
  • Ford plant außerdem, 2013 zwei Standorte in Großbritannien zu schließen. Dies betrifft das Fahrzeugwerk Southampton, wo derzeit die aktuelle Generation Ford Transit produziert wird, sowie das Presswerk und den Werkzeugbau in Dagenham.
  • Ford betont, dass Großbritannien auch weiterhin Kompetenzzentrum für die Motorenentwicklung und -fertigung bleibt. So soll ab 2016 in Dagenham die nächste Dieselmotorengeneration mit 2,0 Litern Hubraum und besonders geringen CO2-Emissionen gebaut werden. Entwickelt wird das neue Aggregat im Entwicklungszentrum von Ford in Dunton in der Grafschaft Essex, einem der größten automobilen Forschungs- und Entwicklungszentren des Landes. Zusätzliche Investitionen sind auch am Motorenwerk von Ford im südwalisischen Bridgend zu erwarten, um die anhaltend hohen Stückzahlen der dortigen Benzinmotorenproduktion zu unterstützen.
  • Die Produktion des Ford Transit wird 2013 im Werk von Ford Otosan in Kocaeli/Türkei zusammengeführt, dem Hauptwerk für die Nutzfahrzeugfertigung von Ford.

Sollten die Pläne für das Werk Genk nach Abschluss des Informations- und Konsultationsprozesses mit der Arbeitnehmervertretung in Belgien Bestätigung finden, wird die dortige Fahrzeugfertigung Ende 2014 eingestellt.

Wie Ford kürzlich ankündigte, werden europaweit ungefähr 500 Stellen abgebaut. Dies betrifft Angestellte, denen ein freiwilliges Abfindungsprogramm angeboten wird, sowie Agenturkräfte. Mit den heute verkündeten Maßnahmen sind insgesamt 6.200 Arbeitsplätze beziehungsweise 13 Prozent der Belegschaft von Ford Europa betroffen - und zwar 4.300 Stellen am Standort Genk und 1.400 Stellen in Großbritannien. Ziel von Ford ist es, den Personalabbau in Großbritannien auf freiwilliger Basis, sowie über neue Abfindungsprogramme und Versetzungen an andere Ford-Standorte zu realisieren. Das weitere Vorgehen in Genk wird vom Ausgang des laufenden Konsultationsprozesses mit den Arbeitnehmervertretern abhängen.

"Die Probleme der Automobilindustrie in Europa sind mittlerweile nicht mehr nur konjunkturbedingt, sondern struktureller Natur und erfordern daher entschlossenes Handeln. Die jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen sind das Ergebnis weitreichender Prüfung und sorgfältigen Abwägens. Wir sind uns der sozialen Verantwortung bewusst, die Ford bei der Restrukturierung unseres Unternehmens zukommt, und stellen uns ihr vorbehaltlos", sagte Stephen Odell. "Auch in Zukunft werden wir alle Bereiche unseres Unternehmens prüfen und Maßnahmen ergreifen, die für eine Stärkung des Geschäfts notwendig sind."

Weitere Maßnahmen

In den vergangenen Monaten hat Ford bereits mit verschiedenen Maßnahmen an allen europäischen Standorten auf die wirtschaftliche Krise in Europa reagiert, beispielsweise mit kürzeren Bandlaufzeiten, Kurzarbeit sowie kollektiven Urlaubstagen. Darüber hinaus hat das Unternehmen in mehreren Werken die Zahl der Zeitarbeitskräfte reduziert.

Für sein Händlernetz plant Ford eine strategische Neuausrichtung, um die Lagerbestände der Ford-Partner in Europa zu reduzieren. Obwohl Ford bereits zuvor relativ geringe Lagerbestände verwaltete, ermöglichen weitere Verbesserungen im Bereich Fahrzeuglogistik und IT-Systeme zu nochmalige Reduzierung von Lagerbeständen und Lieferzeiten. Langfristig wird diese Neuausrichtung einen positiven Effekt auf die Profitabiltät von Ford und seinen Vertriebspartner haben. Gleichzeit profitieren die Kunden von aktuelleren Fahrzeugbeständen, schnellerer Lieferung und steigenden Wiederverkaufswerten.

Ford gestaltet auch das Marketing effizienter. So kündigte der Hersteller in der vergangenen Woche an, sich nach der Saison 2012 werksseitig aus der FIA Rallye-Weltmeisterschaft zurückzuziehen.

Den von Ford angekündigten Maßnahmen stehen die anhaltende Wirtschaftskrise in Europa gegenüber sowie ein Verlust von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar, den Ford Europa für das Gesamtjahr 2012 erwartet. Darin enthalten sind mehr 400 Millionen US-Dollar aus dem Abbau der Lagerbestände bei den Ford Händlern ebenso wie rund 100 Million US-Dollar an Abschreibungen im Zusammenhang mit der geplanten Neuausrichtung der Produktion. Der im Vergleich zu früheren Prognosen höhere Verlust erklärt sich in erster Linie durch die strategischen Maßnahmen zum Abbau von Lagerbeständen im vierten Quartal.

Ford geht davon aus, bis etwa 2015 wieder profitabel zu sein. Dazu beitragen sollen ein steigender Fahrzeugabsatz und höhere Marktanteile, eine positive Entwicklung in den Wachstumsmärkten, ein günstigerer Absatzmix und höhere Deckungsbeiträge sowie effizienter aufgestellte Fertigungsstandorte. Langfristig strebt Ford in Europa eine Umsatzrendite von sechs bis acht Prozent an.

Wie Ford heute außerdem erklärte, werde der Konzerngewinn vor Steuern (ohne Sondereffekte) sowie das Ergebnis je Aktie im dritten Quartal 2012 trotz hoher Verluste in Europa besser ausfallen als im zweiten Quartal dieses Jahres. Die Ford Motor Company gibt ihre Geschäftszahlen für das dritte Quartal am 30. Oktober 2012 bekannt.

"Obwohl uns in Europa kurzfristig viele Herausforderungen bevorstehen, halten wir an unserem Ziel fest, unser Unternehmen neu aufzustellen, indem wir entschieden daran arbeiten, die Produktion der Nachfrage anzupassen, die Umsätze durch neue Produkte und eine starke Marke zu erhöhen. Dadurch werden wir unsere Kosteneffizienz optimieren und die sich bietenden Chancen für profitables Wachstum nutzen", so Alan Mulally.

Im Rahmen einer Telefonkonferenz für Analysten und Medien wird Ford heute weitere Einzelheiten zur Restrukturierung des Europageschäfts bekanntgeben. Teilnehmer werden unter anderem Alan Mulally, Stephen Odell und Bob Shanks, Chief Financial Officer der Ford Motor Company, sein.